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Afghanistan, jetzt weiß ich erst… – Artur Schwitalla

Eine meine Beorderungen als Reserveoffizier war in den letzten Jahren in der Panzerlehrbrigade 9 in Munster. Dort war der Autor dieses Buches, Oberst Schwitalla, in dieser Zeit der stellvertretende Brigadekommandeur und damit mein Chef. Wir haben von SYNAXON aus mit dieser Brigade im Bereich der Fortbildung kooperiert. Wir hatten u.a. die Offiziere des Stabes zu einer Fortbildung bei uns. SYNAXON durfte dieses Jahr mit 20 Gästen an der Informationslehrübung der Bundeswehr in Munster teilnehmen.

Am Vorabend hat Oberst Schwitalla einen sehr bewegenden und beeindruckenden Vortrag über seine Zeit als Kommandeur des Provincial Reconstruction Teams in Feyzabad gehalten.

Dieses Buch ist die Langversion dieses Vortrags. Es gibt mittlerweile einige Bücher, die über den deutschen Afghanistan – Einsatz geschrieben wurden. Diese stammen alle von unteren Dienstgraden und setzen sich sehr kritisch mit den Umständen des Einsatzes auseinander. Die militärischen Führer und die Politiker kommen in diesen Büchern fast ausnahmslos nicht gut weg. Dies ist meines Wissens das erste Buch eines Kommandeurs zu dem Thema. Und es ist gut, dass man auch einmal aus dieser Perspektive erfährt, welche Aufträge die Bundeswehr in Afghanistan wahrnimmt, und was sie dabei erlebt.

Oberst Schwitalla ist ein Kommandeur, wie man es sich idealtypisch wünschen würde: Verantwortungsbewusst, führungs- und durchsetzungsstark und sehr um das Wohl seiner unterstellten Soldaten bemüht. So habe ich ihn in Munster kennen gelernt und das ist auch der Eindruck, den er bei den Gästen seines Vortrags hinterlassen hat. Die Mission, die er in Afghanistan zu erledigen hatte, war schwierig. Obwohl Feyzabad kein Einsatzschwerpunkt der Taliban darstellt, ist der Einsatz durch korrupte Beamte und massiv bewaffnete organisierte Kriminalität durchaus gefährlich. In den 7 Monaten seines Einsatzes wurden die Soldaten 11 Mal beschossen, mehrere Sprengstoffanschläge angedroht und einer durchgeführt. Das Lager wurde 4 Mal mit Raketen und Panzerfäusten beschossen. Die Lage dort wurde während dieser Zeit durch den militärischen Nachrichtendiesnt durchgehend als „ruhig aber nicht stabil“ eingestuft.

Der Auftrag bestand darin, mit militärischen Mitteln die Sicherheit so weit zu gewährleisten, dass die zivilen Kräfte dort Aufbauarbeit leisten können. Dabei ging es in erster Linie darum, Hilfe bei Naturkatastrophen zu leisten, dringend benötigte Brunnen zur Wasserversorgung zu bauen und vor allem Schulen zu errichten und mit Betriebsmitteln auszustatten.

Obrest Schwitalla zieht ein positives Fazit des PRT-Konzeptes. In einem der ärmsten Gegenden der Welt, in der die Menschen mit 0,40 Euro pro Tag auskommen müssen und in der eine Analphabentenquote von über 90% herrscht ist Bildung der Schlüssel für eine positive Entwicklung. Und es scheint zu funktionieren. Über 90% der Eltern schicken ihre Kinder zur Schule obwohl sie wissen, dass damit eine neue Zeit eingeläutet wird, in der sie erheblich an Macht verlieren werden. Wer gebildet ist, wird sich nicht mehr sol leicht in die mittelalterliche Machtstruktur einfügen. Schwitalla ist sich aber auch sicher, dass dieser Prozess noch viele Jahre dauern wird. Ob dieser Prozess nach Abzug der westlichen Truppen weiter gehen kann, wird sich zeigen.

Bewertung: *****

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