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Lesen für KohleWirtschaft

Das Zukunftsradar, Micic

By 19.08.06Juni 26th, 20093 Comments

Ich ringe schwer mit mir bei der Beurteilung dieses Buches. Einerseits findet sich darin ein ganz netter Überblick über viele wichtige Trends in Forschung und Technik. Anderseits liefert der Autor ganz schön viele Knaller wie z.B. diesen: Überschrift: Biostrategien im Management; dann im Text: Die Natur würde kein zentrales Kraftwerk bauen und die Energie dann unter enormen Verlusten zu den Verbrauchern transportieren…das dezentral organisierte Internet ist nach biostrategischen Prinzipien organisiert. Wer hätte das gedacht?! Die Natur würde so viele eigentlich sinnvolle Dinge ebenfalls nicht tun, den Bau von Flugzeugen und Autos beispielsweise. Ob das Internet wirklich von Biostrategen geplant wurde? Ist die Natur überhaupt ein handlungsfähiges Subjekt? Was soll uns das alles sagen? So recht überrascht es einen dann doch nicht, dass der Autor dieses Buches zufällig auch Inhaber eines Beratungsunternehmen ist, für welches hier Werbung gemacht werden soll. Ärgerlich sind auch die teilweise völlig hirnrissigen Quellenangaben. Als Quelle für die Behauptung, dass durch Altbausanierung die Energiekosten in Haushalten gezehntelt werden können, wird dann brandeins.de genannt. Ansonsten gibts auch nicht gerade selten als Quellenhinweis wikipedia.org. Viel Spass beim Suchen.

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3 Comments

  • Pero Micic sagt:

    Den Himmel durch einen Strohhalm betrachten…

    Kritiker sind für einen Autor wie Lehrer. Aber nur dann, wenn sie im Interesse des Lesers das Werk in seiner Gänze betrachten, gewissenhaft arbeiten, sich um Objektivität wenigstens bemühen und mit ihrem echten Namen für Ihre Aussagen einstehen. Hier trifft nichts davon zu. Zitat von „Nick Rivers“ auf seiner Website: „Natürlich sind die Rezensionen gnadenlos subjektiv und manchmal auch überzeichnet und unfair“ (Quelle: http://www.lese-raum.de/index.php?page_id=46 , abgerufen am 23. August 2006).

    Dieses Buch besteht aus vier sehr unterschiedlichen Teilen (Einführung ins Zukunftsmanagement, 5000 Jahre Geschichte des Wandels, 78 Zukunftsfaktoren und eine praktische Anleitung für ein „Zukunftsradar“). Drei Teile davon erwähnt Herr „Rivers“ mit keinem Wort.

    In diesem Buch gibt es insgesamt 683 Quellenangaben! Nur an elf Stellen ist Wikipedia als Quelle angegeben und zwar vor allem dort, wo es um Technologiebeschreibungen geht. Ich halte es für fair und aufrichtig, eine Quelle anzugeben, selbst wenn man sie weglassen könnte, ohne dass es auffällt.

    Wie eine wahrheitsgemäße Quellenangabe (mit im Verzeichnis präzisiertem Link) die sachliche Beurteilung „völlig hirnrissig“ verdient, hat Herr „Rivers“ sicher nur vergessen zu erläutern.

    Herr „Rivers“ greift aus 355 Seiten und mehreren Hundert belegten Einzelfakten zwei Sätze heraus, ohne den Zusammenhang zu klären. Dass die Dezentralisierung unserer Energieversorgung gerade erst beginnt und dass das dahinter stehende Prinzip in der Natur zu beobachten ist, kann bei vernünftiger Würdigung nur schwerlich bestritten werden. So jedenfalls sehen es Wissenschaftler, die evolutionsstrategische Optimierungen experimentell untersucht haben.

    An keiner Stelle des Buches steht, dass das Internet von Biostrategen geplant ist. Auch der Gedanke, dass die Natur als handlungsfähiges Subjekt zu sehen sei, stammt nicht vom Autor, sondern von Herrn „Rivers“. Dies aus einer einzigen metaphorischen Formulierung wie „die Natur würde niemals…“ herauszulesen, lässt ein Bemühen und Objektivität nicht erkennen. Bionik ist ein jahrhundertealtes Prinzip der menschlichen (welcher auch sonst) Forschung und Entwicklung. Die mit Beispielen unterstützte These ist, dass dieses Prinzip immer häufiger auf das Design und das Management sozialer Systeme angewendet wird.

    Was es mit einer sachlichen Beurteilung eines Buches zu tun hat, dass der Autor Inhaber eines Beratungsunternehmens ist, verschließt sich mir. Oder, lieber Herr „Rivers“, darf nur derjenige Bücher schreiben, der keine praktische Erfahrung mit seinem Thema hat?

  • lese-raum sagt:

    Hallo Herr Micic, ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Sie mit meiner Rezension nicht einverstanden sind. Ich gehe davon aus, dass Sie viel Arbeit und Herzblut in Ihr Buch gesteckt haben. Da schmerzt eine Kritik wie meine natürlich.
    Ich hatte nie die Absicht, Ihr Lehrer zu sein. Mir geht es darum, anderen Mitlesern mitzuteilen, ob mir ein Buch gefallen hat oder nicht.

    Ihr Buch hat mir nicht so gut gefallen. Meine Kritik wäre nicht besser ausgefallen, wenn ich die anderen Teile Ihres Buches miterwähnt hätte. Ich möchte nur eine bestimmte Länge bei den Rezensionen nicht überschreiten. Am schwächsten finde ich übrigens den letzten Teil des Buches „praktische Anleitung für Ihr Zukunfstradar“. Ihre Vorschläge verursachen eine Menge Arbeit und so ganz kann ich nicht erkennen, wieso die Erfolgsaussichten Ihres Ansatzes größer sein sollen, als die von Ihnen beschriebenen gescheiterten Ansätze.

    Aber natürlich: Ich kann mit meiner Einschätzung völlig daneben liegen!
    Es gibt einen einfachen Grund dafür, warum es mich stört, dass Sie ein Buch zu einem Thema geschrieben haben, dass auch Schwerpunkt Ihrer Beratungsfirma ist: Gerade Ihr Schlusskapitel macht auf mich den Eindruck, als wenn es das Thema gerade tief genug erarbeitet, um Kunden zu generieren. Es gerät für mich deswegen ein wenig zu sehr zu einer Werbeschrift. Ich bin mir sicher, dass Sie dass Thema deutlich präziser und eingehender bei Ihrer Beratungsrabeit abarbeiten und dies nur deswegen nicht in Ihrem Buch machen, um sich als Berater nicht überflüssig werden zu lassen. Für einen Appetizer finde ich das Buch zu teuer.
    Sie reiben sich daran, dass ich nur zwei Sätze aus Ihrem Buch genommen habe, um zu erläutern, warum mir Ihr Buch nicht gefällt. Zum einen nutzen Sie die Technik, die Sie mir vorwerfen um meine Meinung zu diskreditieren.

    Damit dies für Dritte nachvollziehbar wird, hier einmal der gesamte Absatz:
    Biostrategien im Management
    Es fällt auf, dass viele neue Managementtechniken mittels Analogien zur Natur entwickelt wurden. Die Organisation von Unternehmen nach dem Prinzip interner Marktwirtschaft, angefangen von der einfachen Kostenstellenrechnung bis hin zu autonomen und erfolgsorientiert bezahlten Teams, verbreitet sich zunehmend. Die Natur würde kein zentrales Kraftwerk bauen und dann unter enormen Verlusten zu den Verbrauchern tranportieren. Die gerade erst begonnende Dezentralisierung der Energieversorgung folgt den Prinzipien der Natur. Auch das dezentral organisierte Internet ist nach biostrategischen Prinzipen aufgebaut.“
    Bei allem Respekt Herr Micic: Das ist Bullshit!
    Die Beispiele die sie anführen, haben mit Biostrategien nicht das Geringste zu tun. Das gilt sowohl für Kostenstellenrechnungen, wie für dezentrale Kraftwerke, genauso wie das Internet. Es mag sein, dass es zufällige Übereinstimmungen gibt, aber Biostrategien sind hier gnaz bestimmt nicht bewusst befolgt worden.
    Zum anderen habe ich noch viele weitere Beispiele von Passagen gelesen, die aus meiner Sicht eine ähnlich bescheidene Qualität haben. Wem nutzt es, wenn ich die auch noch ausführlich behandele? Natürlich, wenn Sie es wünschen hole ich das hier nach.

    Auch bei meiner Kritik zu den Quellenangaben bleibt es. Die meisten sind meiner Meinung nach überflüssig, da es sich nicht um spezifische Primärquellen handelt.
    Ich habe eine Menge Beispiele dafür gefunden. Hier nur zwei weitere:
    Seite 129; Für die Aussage „Auch aus rechtlich-ethischer Sicht wird die Lokalisierung everywhere zukünftig ein Thema sein“ Hierfür wird die Quelle Mattern, 2005 angegeben.

    Wozu braucht man für eine solche Aussage eine Quelle?
    Seite 180; Zu Telematik in der Logistik: „Diese ermöglicht die Implementierung von Mehrwehrtfunktionen zur Verbesserung der Auslastung der Fahrzeuge bei Just-in-Time-Logisitiksystmen, sowie bei Liefer- und Zustellsystemen“ Quelle (innovationsreport, 2003)
    Auch hier stellt sich die gleiche Frage.
    Ich habe nach 15 weiteren überflüssigen Quellenangaben aufgehört zu zählen.
    Das Quellenverzeichnis Ihres Buches ist unvollständig. Wenn man das Verzeichnis von Ihrer Homepage laden möchte, muss man erst seine Adressdaten eingeben.
    Ich konnte bei amazon nur eine Rezension über ihr Buch finden und diese kam ausgerechnet von Herrn Seiwert, dessen Bücher ich leider auch nicht mag.

    Herr Micic, es ehrt mich sehr, dass Sie sich persönlich mit meiner Rezension befasst haben. Deswegen glaube ich Ihnen diese ausführlichere Antwort zu schulden. Wenn ich eine unrühmliche Ausnahme mit schlechtem Lesegeschmack sein sollte, werden Sie das sehr deutlich in den Abverkaufszahlen spüren. Wenn diese Ihre Erwartungen nicht erfüllen, können Sie über meine Kritik ja noch mal nachdenken.
    Grüße Nick Rivers

  • Pero Micic sagt:

    Qualitätskriterien für Rezensenten wären eine gute Idee:

    1. Es ist mehr als aberwitzig zu kritisieren, dass ein Autor Quellen angibt. Quellenangaben zeigen in erster Linie Respekt und Anerkennung für die Quelle. Und nebenbei entspricht dies geltendem Urheberrecht.

    2. Von unglaublicher Naivität zeugt es zu glauben, dass ein Buchkapitel individuelle Beratungsarbeit ersetzen kann.

    3. Noch naiver, fast kindlich, ist es zu glauben, dass weggelassene Information Beratungsaufträge generiert. Wenn überhaupt, ist das Gegenteil der Fall! Die Anleitung im vierten Kapitel ist so ausführlich und detailliert wie möglich geschrieben, wie es in ein Buchkapitel passt.

    4. Schlicht von Unkenntnis des Buchmarktes zeugt die Annahme, die sachliche Qualität eines Buches korreliere stark mit seinem Verkaufserfolg.

    5. Was Herr „Rivers“ in seiner bemerkenswerten Art „bullshit“ nennt, stammt aus dem Lebenswerk mehrerer ausgezeichneter Wissenschaftler. Vielleicht sollte man diese mal darauf hinweisen, dass es da einen pseudonymisierten Herrn „Rivers“ gibt, der ihre Lebenswerke als „bullshit“ entlarvt hat.

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