Tesla steckt in Europa in einer tiefen Absatzkrise: Zum achten Mal in Folge sind die Verkaufszahlen rückläufig. In Ländern wie Schweden (–84 %) oder Frankreich (–47 %) bricht der Absatz massiv ein – trotz wachsender Gesamtmärkte. Der Rückgang ist kein Zufall, sondern Ausdruck einer doppelten Herausforderung: wachsender Konkurrenz im E-Auto-Markt und einem radikalen Strategiewechsel des Unternehmens.
Statt sich weiter als reiner Elektroauto-Pionier zu positionieren, will Tesla künftig als KI-getriebenes Technologieunternehmen wahrgenommen werden. Mit dem „Master Plan Part IV“ kündigte Elon Musk den Umbau Teslas zu einer Firma an, die Roboter und autonome Systeme entwickelt – inklusive humanoidem Roboter namens Optimus, der in Zukunft Industrien automatisieren soll.
Doch während die Zukunftsvision groß ist, bleiben die Details vage. Weder gibt es konkrete Zeitpläne noch belastbare Investitionsstrategien. Kritiker sprechen von einem „Sammelsurium vager KI-Versprechen“. Noch dazu sind zentrale Ziele älterer Masterpläne – wie das vollständig autonome Fahren – bis heute nicht umgesetzt.
Gleichzeitig verliert Tesla im Kerngeschäft an Boden: Chinesische Hersteller wie BYD verkaufen inzwischen mehr Fahrzeuge in Europa – mit bis zu 40 % günstigeren Modellen, trotz Strafzöllen. Auch europäische Konkurrenten wie BMW holen auf: Der neue iX3 der „Neuen Klasse“ verspricht 800 Kilometer Reichweite, ultraschnelles Laden und moderne Assistenzsysteme – und wird von Testern gefeiert.
Die Gigafactory in Grünheide kämpft mit Unterauslastung, politische Kontroversen um Musk beschädigen das Markenimage in Europa, und ein Großteil der geplanten Expansion steht infrage. Viele europäische Kund:innen wenden sich ab – nicht zuletzt wegen Musks Nähe zu Trump und rechtspopulistischen Bewegungen, was über 60 % der Verbraucher:innen negativ bewerten.
Der Strategiewechsel zu KI mag langfristig sinnvoll sein, doch aktuell wirkt er wie ein Ablenkungsmanöver vom Abschwung im Kerngeschäft. Tesla steht an einem Scheideweg: Gelingt die Transformation – oder verliert das Unternehmen erst den Markt und dann den Anschluss?
Quelle: F.A.Z.