Eine neue Qualität digitaler Erpressung: Die Schadsoftware Stealerium erkennt automatisch den Besuch pornografischer Webseiten, erstellt im Hintergrund Bildschirm- und Webcamaufnahmen und verschickt das Material vollautomatisch an Cyberkriminelle. Anders als frühere Drohmails basiert diese neue Masche nicht auf Bluff, sondern auf realem, automatisiert erzeugtem Erpressungsmaterial.
Die Software, frei zugänglich als Open Source, wurde von Angreifern angepasst und kommt seit Mai 2025 in groß angelegten Phishing-Kampagnen zum Einsatz. Proofpoint berichtet von zehntausenden Mails mit exakt dieser Funktion. Kaspersky registrierte allein in den ersten acht Tagen des Septembers fast 22.000 Angriffsversuche – im gesamten August waren es noch unter 2.000.
Weil Sextortion in vielen Ländern nicht als eigener Straftatbestand geführt wird und Betroffene aus Scham oft keine Anzeige erstatten, bleibt die Dunkelziffer hoch. Die Aufklärungsquote liegt in Deutschland bei unter einem Prozent. Das Geschäftsmodell funktioniert, solange Opfer schweigen – und zahlen.
Quelle
FAZ: „Warum Sextortion aktuell eine neue Qualität bekommt“ von Kira Kramer (24.09.2025)