Im aufsehenerregendsten Kartellverfahren des Jahrzehnts hat ein US-Bundesrichter entschieden, dass Google seinen Browser Chrome und das Mobilbetriebssystem Android behalten darf. Eine Zerschlagung des Konzerns bleibt damit aus – doch Google muss seine dominante Marktstellung in der Websuche aufbrechen, indem es Teile seines Suchindexes mit Wettbewerbern teilt.
Der Fall begann mit dem Vorwurf, Google habe durch exklusive Milliarden-Deals – etwa mit Apple – die eigene Suchmaschine systematisch als Standard voreinstellen lassen und so den Wettbewerb ausgebremst. Zwar sah das Gericht Googles Verhalten als monopolistisch an, doch Richter Amit Mehta hielt eine Zerschlagung für unverhältnismäßig. Stattdessen setzt er auf verhaltensbezogene Auflagen: Exklusivverträge zur Standardplatzierung von Google-Diensten sind künftig verboten, nicht-exklusive Platzierungen bleiben aber erlaubt.
Besonders weitreichend: Google muss Konkurrenten wie Microsoft, DuckDuckGo oder auch KI-Anbietern wie OpenAI Zugriff auf Teile seines Suchindexes und Interaktionsdaten gewähren. Damit sollen alternative Suchlösungen technisch konkurrenzfähiger werden – auch im KI-Zeitalter. Google darf also Chrome behalten, verliert aber einen Teil seines exklusiven Wissensvorsprungs.
Der Browser Chrome bleibt damit ein strategisches Asset im Google-Ökosystem. Der Versuch von KI-Startups wie Perplexity, Chrome im Falle einer Zerschlagung zu übernehmen, ist damit vorerst gescheitert. Gleichzeitig dürften neue KI-basierte Browser wie Perplexity Comet oder OpenAIs Aura von der nun verfügbaren Datenbasis profitieren.
An der Börse sorgte das Urteil für Euphorie: Die Alphabet-Aktie sprang um 7 % nach oben, Apple legte um 3 % zu. Analysten sprechen von einem „blauen Auge“ für Google – das Geschäftsmodell bleibt im Wesentlichen intakt. Kritiker hingegen bemängeln die Zögerlichkeit des Gerichts, das eine Monopolstellung feststellt, aber die strukturellen Konsequenzen vermeidet.
Was bleibt: Google hat regulatorisch vorerst Luft gewonnen. Doch der Konkurrenzdruck – besonders durch KI – steigt. Ob die Maßnahmen ausreichen, um echten Wettbewerb in der Suche wiederherzustellen, bleibt abzuwarten.
Quelle: F.A.Z.