Robin Alexander, einer der profiliertesten politischen Journalisten Deutschlands und stellvertretender Chefredakteur der WELT, legt mit Letzte Chance erneut ein hochaktuelles, brisantes und zugleich tief analytisches Buch zur politischen Lage Deutschlands vor. Nach seinen erfolgreichen Werken Die Getriebenen (2017) und Machtverfall (2021) stellt Letzte Chance den dritten Teil seiner politischen Deutschland-Analyse dar – ein Werk, das sich wie ein Lagebericht aus dem Maschinenraum der Republik liest. Und es ist ein beeindruckendes Zeitdokument.
Worum geht’s?
In Letzte Chance analysiert Alexander die dramatischen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland seit 2021. Er setzt an nach dem Ende der Merkel-Ära und führt uns mitten hinein in die aktuelle Ampel-Koalition. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie zukunftsfähig ist Deutschland noch – politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich?
Robin Alexander schildert die Regierung von Olaf Scholz als eine Koalition des guten Willens, aber auch der permanenten Zerreißproben. Er seziert die Schwierigkeiten der Ampel-Parteien in Zeiten multipler Krisen – Ukrainekrieg, Energiekrise, Migration, Inflation – und beschreibt eindrucksvoll, wie schwierig es ist, ein Land auf Kurs zu halten, das sich in vielen Bereichen festgefahren hat.
Ein zentrales Thema ist das sogenannte „deutsche Reformdefizit“. Alexander zeigt auf, wo Stillstand herrscht: bei der Digitalisierung der Verwaltung, bei der Energiewende, in der Bildungspolitik. Aber er belässt es nicht beim Klagen – Letzte Chance sucht nach Erklärungen und Potenzialen für Veränderung.
Warum ist das lesenswert?
Robin Alexanders Buch ist deshalb so lesenswert, weil es exzellent recherchiert, nah an den politischen Akteuren und gleichzeitig außergewöhnlich gut lesbar ist.
Sein Schreibstil bleibt lebendig, oft ironisch, gelegentlich pointiert – ohne jedoch ins Polemische abzugleiten. Besonders ausgeprägt ist seine Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge verständlich zu machen, ohne sie zu simplifizieren. Die Interviews, Anekdoten und Hintergrundgespräche, auf die Alexander zugreift, geben dem Buch Authentizität und Tiefe. Es entsteht ein klarer Eindruck davon, wie die Mechanismen der Macht tatsächlich funktionieren – oder eben nicht mehr.
Letzte Chance ist trotz aller Kritik nicht destruktiv, sondern konstruktiv ist: Es geht um Aufbruch, um die Möglichkeit zur Kurskorrektur. Es ist ein Buch, das nicht nur beschreibt, was falsch läuft, sondern fragt: Was müsste jetzt passieren, damit wir nicht weiter zurückfallen?
Wer sollte das lesen?
Letzte Chance ist ein Buch für politisch Interessierte, die verstehen wollen, warum Deutschland oft so schwerfällig wirkt – und was getan werden müsste, um das zu ändern. Wer sich mit aktuellen Debatten rund um Reformfähigkeit, Staatsmodernisierung und politische Führung beschäftigt, wird hier viele Impulse finden.
Kurz zum Autor
Robin Alexander (*1975) ist Journalist und Buchautor. Seit Jahren begleitet er die deutsche Politik hautnah – zunächst als Korrespondent im Bundestag, dann als Autor bei der WELT. Seine früheren Bücher Die Getriebenen (über die Flüchtlingskrise 2015) und Machtverfall (über das Ende der Merkel-Ära) waren Bestseller und gelten als Standardwerke für das Verständnis der jüngeren deutschen Politikgeschichte.