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Lesen für KohleSachbuchWirtschaftzeitlose Klassiker

gelesen: The Big Short – Wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte – Michael Lewis

Es ist einfach ein unfassbarer Skandal, der hier beschrieben wird! Ich kann nicht verstehen, wie so ein Buch monatelang auf Platz 1 in den amerikanischen Bestsellerlisten stehen kann, ohne einen Volksaufstand auszulösen. Lewis beschreibt einen beispiellosen Raubzug einiger Wallstreet-Firmen, der letztlich fast dazu führt (oder noch dazu führen wird), dass das globale Finanzsystem zusammenbricht.

Es geht um die Subprime Krise Mitte 2007. Niedrige Zinsen lösen einen Boom bei Immobilienkäufen in den USA aus. Das allein wäre bereits ein enormes Geschäft gewesen aber die Banken wollen mehr. Sie lockern immer weiter die Vergabekriterien der Darlehn, bis schließlich Käufer ohne Eigenkapital und ohne Einkommen mehrere Häuser kaufen können. Weil dies natürlich viel zu riskant für die darlehnsgebenden Banken ist, lassen sie sich etwas Neues einfallen. Sie packen tausende dieser Darlehn zusammen und mischen gute und schlechte Bonitäten und verkaufen diese Pakete weiter. Diese Pakete werden von Ratingagenturen bewertet, erstaunlicherweise meist mit dem besten Rating AAA. Das bedeutet, diese Pakete sollen genauso sicher sein, wie Staatsanleihen zB von Deutschland. Aber auch das reicht den Banken nicht. Sie nehmen dann auch noch die schlechtesten Darlehen dieser Pakete und fassen sie in neuen Paketen zusammen. Hier befinden sich also nur noch die ganz faulen Eier. Und nun geschieht das Wunder: Auch diese neuen Pakete werden wieder AAA bewertet! Die emittierenden Banken haben systematisch Mitarbeiter der Ratingagenturen abgeworben und diese kannten alle Lücken und Schwächen der Bewertungssysteme. Diese wurden dann gezielt genutzt, um für Schrottpapiere beste Ratings zu bekommen.

Einige Banken, wie zB die Deutsche Bank, erkennen 1-2 Jahre vor dem Platzen, dass dieses System irgendwann kollabieren muss. Statt sofort den Vertrieb dieser Papiere einzustellen, wird fröhlich weiter verkauft und gleichzeitig spekulieren sie gegen ihre eigenen Kunden auf den Zusammenbruch des Immobiluenmarktes (going Short, daher auch der Titel des Buches) und erzielen damit Milliardeneinnahmen. Insgesamt sind wohl mehr als eine Billion USD an Immobilendarlehn und darauf basierende Wertpapiere auf Null gerauscht und vernichtet worden.

Lewis beschreibt diese Vorgänge im Stil eines packenden Romans und man hofft als Leser die ganze Zeit, dass er den Spuk als Fiktion auflöst. Aber das glückliche Ende kommt leider bis zur letzten Zeile des Buches nicht.

Das Buch gewinnt durch einen Bericht eines Ausschusses des US-Senats neue Aktualität: Eine Schlangengrube voller Gier, Interessenkonflikte und Missetaten“ – mit scharfen Worten prangert ein US-Senatsausschuss die Rolle der Banken in der Finanzkrise an. Auch die Deutsche Bank wird gebrandmarkt: Ein ganzes Kapitel widmet sich ihren riskanten Hypothekengeschäften (über Spiegel online)

Und wir müssen den ganzen Mist mit unseren Steuern bezahlen, während die Banken mittlerweile wieder fröhlich weiterzocken. Kein Buch hat mich dieses Jahr so aufgeregt wie dieses.

Bewertung: *****

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